von Jannick Griguhn

Im September 2024 hatten wir die besondere Freude, gemeinsam mit dem Favoriten-Festival und dem Künstler:innen-Kollektiv Anna Kpok eine Reihe von Veranstaltungen zu gestalten, die das literarische und aktivistische Schaffen von Josef Reding ins Zentrum rückten. Mit innovativen Formaten und einem interdisziplinären Ansatz wurde ein breites Publikum eingeladen, sich auf neue Weise mit Redings Werk und Persona sowie den Herausforderungen der Archivarbeit auseinanderzusetzen.

Interaktive Installation und Hörstück: Im Auftrag schreiben

Den Auftakt bildete die von Anna Kpok kuratierte interaktive Installation Im Auftrag schreiben, die am 12. September im Studio 2 des Depots eröffnet wurde. Die Installation bot spannende Einblicke in die Arbeit mit dem umfangreichen Nachlass von Josef Reding, der sich in unserem Archiv befindet.

Ergänzt durch ein Hörstück, lud das Künstler:innen-Kollektiv Anna Kpok die Besucher:innen dazu ein, über die Bedeutung des Schreibens als Auftrag nachzudenken – sei es als gesellschaftliche Verantwortung, Zeugenschaft oder Auftragsarbeit.

Close Re(a)ding im Fritz-Hüser-Institut

Am 13. September führten wir im Rahmen eines besonderen Ausflugs interessierte Besucher:innen direkt in unser Archiv auf dem Gelände der Zeche Zollern. Zuvor hatten sich die Teilnehmer:innen im Depot gemeinsam mit der Installation vertraut gemacht, bevor es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu uns ging. Im Archiv angekommen, boten wir den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, originale Manuskripte und Typoskripte von Josef Reding einzusehen.

Besonders hervorzuheben ist das von Anna Kpok initiierte und von Begüm Karagöz geleitete „Close Re(a)ding“, bei dem wir gemeinsam mit den Besucher:innen Redings Texte lasen, reflektierten und diskutierten. Dieser interaktive Austausch ermöglichte nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit Redings Schreiben, sondern war für uns auch eine wertvolle Gelegenheit, die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Archivarbeit und künstlerischer Interpretation aufzuzeigen.

Filmscreening: Oi! Warning

Am Abend des 12. September hatten wir die Ehre, im SweetSixteen-Kino den Film Oi! Warning der Reding-Brüder Benjamin und Dominik Reding zu präsentieren. Als Institution, die sich mit der kulturellen Arbeitswelt beschäftigt, freuten wir uns besonders über die thematische Verbindung

zwischen den Inhalten des Films – der subkulturellen Welt des Ruhrgebiets – und den zentralen Themen von Josef Redings Werk. Im anschließenden Gespräch konnten wir diese Verbindungen gemeinsam mit dem Publikum weiter vertiefen.

Fazit

Für uns war es besonders beeindruckend zu sehen, wie die Archivarbeit durch künstlerische Formate greifbar und lebendig gemacht wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Favoriten-Festival und dem Kollektiv Anna Kpok war für uns als Fritz-Hüser-Institut eine inspirierende Erfahrung. Es war uns ein großes Anliegen, nicht nur Redings literarisches und gesellschaftspolitisches Vermächtnis zu vermitteln, sondern auch die Bedeutung der Archivarbeit ins Bewusstsein zu rücken.

Die interaktive Installation, das Close-Re(a)ding und das Filmscreening haben gezeigt, wie viel Potenzial in der kreativen Auseinandersetzung mit Archiven liegt. Für uns war es besonders bereichernd, zu erleben, wie unterschiedlichste Besucher:innen – ob literaturinteressiert, künstlerisch engagiert oder forschend – neue Perspektiven auf Redings Leben und Werk entwickelten.